Ein Dornröschen in Deutschland, Kinderprostitution, Eltern verkaufen ihre Kinder. Ein modernes Märchen, Poesie. 97. Teil: Lesen
Kannst du dir vorstellen, wie ratlos ich war? Wie sollte ich das Huhn beruhigen? Seine erste Begegnung mit dem Pferd und seiner goldenen Mähne war erschreckend gewesen, auch für mich. Konnte ich hoffen, dass es beim nächsten Mal besser verlaufen würde? Was würde ein Pferd anstellen, das seine goldene Mähne verloren hatte, besonders dieses Pferd? Konnte ich mich und das Huhn irgendwie darauf vorbereiten? War dieser einfache Holzstall gut genug für ein Pferd, das mal eine goldene Mähne gehabt hatte? Und wann würde es kommen, was bedeutete bald? Sollte sich das Huhn erst einmal verstecken?
Während ich darüber nachdachte, was ich tun sollte, sprang es plötzlich auf und schrie: „Alle Macht den Hühnern, alle Macht dem Superhuhn! Ich werde dem Pferd mit meinem Schnabel die Augen ausstechen. Blindes Pferd, dummes Pferd, Superhuhn, Superhuhn!“
„Das wirst du nicht tun! Ich denke, du bist klug, ich denke, du kannst lesen.“
„Superhuhn, kluges Huhn, dummes Pferd.“
„Du kannst lesen!“
„Ja, ja, kluges Huhn, dummes Pferd.“
Ich stand auf und ging ins Sonnenhaus. Ich hatte eine Idee, wusste aber nicht, ob sie funktionieren würde. Ich nahm ein Stück Papier und einen Stift, dann schrieb ich:
Liebes Huhn!
Ein Huhn, das lesen kann, ist ein ganz besonderes Huhn, es ist außergewöhnlich intelligent. Es kann sich Gedanken darüber machen, was gut und was schlecht ist. Glaubst du, dass es gut wäre, einem Pferd, das das Dornröschen retten will, die Augen auszustechen? Wäre es nicht der Stolz eines intelligenten Huhns, einem solchen Pferd mit Nachsicht zu begegnen? Denke nach!
Zum 98. Brief: Holzkiste